Sigmund Freud hat vor über 100 Jahren als erster eine Therapie, die "nur" auf dem Sprechen beruht, etabliert und ihre Wirkung erkannt. Heute begegnet man mitunter vielen Urteilen über seine Methode und Person, wobei die mannigfachen Einflüsse der Psychoanalyse auf unsere heutige Gesellschaft außer Acht gelassen werden. Selbstverständlich hat sich die Methode verzweigt, weiterentwickelt und muss sich selbst immer wieder mit Veränderungen auseinandersetzen – die Welt ist offensichtlich nicht mehr so wie vor 100 Jahren. Auch unsere Probleme verändern sich.
Daher hier ein paar Worte zu meiner psychotherapeutischen Orientierung
und zu der Wirkung der psychoanalytischen Methode:
Ich beginne am Anfang.
Wie verstehen wir Menschen unsere Welt?
Wir nehmen die Außenwelt über unsere Sinnesorgane wahr.
Wie ist es mit der Innenwelt?
Wir ordnen unsere Empfindungen mit dem Werkzeug der Sprache und verweben sie mit unseren Erfahrungen der Außenwelt, die auch kulturspezifisch geprägt ist. Der Körper an sich spielt eine zentrale Rolle dabei. In jedem menschlichen Körper entsteht durch das Erlebte und Gedachte das ganz persönliche, subjektive Bewusstsein und das Unbewusste. Das kann wiederum Effekte auf den Körper haben.
Nun kann es sein, dass diese Ordnung – durch äußere oder innere Ereignisse – durcheinanderkommt und Symptome erscheinen oder Verhaltensweisen auftreten, die Leid verursachen.
Eine Ansammlung von Symptomen kann als psychische Krankheit oder Diagnose zusammengefasst werden. Diese Zuordnung kann helfen, eine geeignete Behandlung zu finden. Für Depression, Angststörungen, Psychosen, Süchte mit und ohne Substanzen etc. gibt es Medikamente, Spezialist*innen, Kliniken, Psychotherapie ...
Weil die Symptome in einem Zusammenhang mit dem Erlebten stehen, bedeuten und bezwecken sie für jede betroffene Person etwas anderes. Symptome sind nicht nur lästig, sondern haben meistens eine Funktion in der Psyche. Die Idee, den Symptomkomplex in etwa durch Medikamente wegzubekommen, ohne sich damit auseinanderzusetzen, kann reizvoll sein und erleichternd erlebt werden. Manche Betroffene möchten keine Medikamente nehmen, haben bereits einige mit wenig/zu viel Effekt ausprobiert oder möchten mehrere Behandlungen kombinieren.
Psychotherapie, insbesondere der psychoanalytische Ansatz, baut auf die Wirkung von Worten und des Sprechens.
Wie wirken Worte?
Inneres durch Worte nach draußen zu befördern, kann schon erleichternd wirken. Es gibt die Redewendung: "Sich etwas von der Seele reden". Es kann Abstand gewonnen werden, es kann sich die Perspektive verändern.
Die freie Assoziation regt Patientinnen und Patienten dazu an, das, was auftaucht, in der Therapie auszusprechen. Es können Erinnerungen, Geschehnisse, Träume, Fantasien sein. Abwehr von unangenehmen Themen, Konflikte, Ängste, Urteile kommen dabei genauso auf. Außerdem manifestieren sich in der therapeutischen Beziehung unbewusste Dynamiken, die für das Leid der Betroffenen eine Rolle spielen. Diese können im psychoanalytischen Setting, im Sitzen oder im Liegen auf der Couch, exploriert werden.
Dabei können sich die Erlebnisse anders verweben, und das hat eine Wirkung auf das Empfinden, den Leidensdruck und das Verhalten der sprechenden Person. Durcharbeiten, Umordnen, sich neu positionieren, Trauer, Akzeptanz, Loslassen, Veränderungen, Entscheidungen treffen, Heilen … all das braucht Zeit.
Es gibt keine Standardlösungen für die subjektive Vielfalt der Psyche jeder einzelnen Person. Daher ist Psychotherapie kein Konsumgut: Es lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, wie lange ein so persönlicher Prozess dauern wird. Es lässt sich keine Garantie geben, was am Ende dabei herausgekommen sein wird. Die menschliche Psyche ist keine programmierbare Maschine mit festgefahrenen Kausalzusammenhängen. Es spielt eine große Rolle, was Sie von der Behandlung erwarten – und dabei kommen auch unbewusste Wünsche zum Tragen.
Ich spreche über den Rahmen der psychotherapeutischen Behandlung mit jeder Person individuell in einem Erstgespräch, manchmal auch in mehreren Vorgesprächen. Ob wir "miteinander können", und ob für Ihr Anliegen oder Problem dieses Setting passt, stellt sich darin heraus.